Entfesseltes Blitzen mit Kurzzeitsynchronisation

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Kurzzeitsynchronisation wird seit vielen Jahren durch zahlreiche Systemblitzgeräte und Kameras der großen Kamerahersteller unterstützt. Besonders interessant wird das Thema in jüngerer Zeit durch die Verfügbarkeit portabler Studioblitzanlagen und passender Funkstrecken mit entsprechender Kompatibilität. Diese ermöglichen den Einsatz der Technik mit deutlich leistungsfähigeren Lichtquellen. Am SAE Institute ist Fotografie ein Modulbestandteil der Kurse Media Production and Publishing und Digital Film Production.

Autor & Fotos: Sebastian Alexander Weule

Spiegelreflexkameras und andere Systemkameras erlauben, abhängig vom jeweiligen Kameramodell, für gewöhnlich maximal Blitzsynchronzeiten von 1/250 Sekunde. Diese Limitierung liegt in der Technik des üblicherweise in Systemkameras eingesetzten Schlitzverschlusses begründet. Um eine gleichmäßige Belichtung zu ermöglichen, muss der erste Vorhang des Verschlusses bereits voll geöffnet sein und der zweite Vorhang darf noch nicht begonnen haben sich zu schließen, wenn der Blitz auslöst. Bei zu kurzen Belichtungszeiten kommt es zu Abschattungen durch den Verschlussvorhang, da er unter dieser Voraussetzung zu keinem Zeitpunkt die Belichtung des gesamten Sensors oder Films erlaubt.

Dies verhindert beispielsweise an sonnigen Tagen den Einsatz von Blitzlicht in Kombination mit einer offenen Blende, sodass weitere Hilfsmittel wie Neutraldichtefilter nötig werden. Diese vermindern die durch das Objektiv fallende Lichtmenge und können in unterschiedlichen Stärken vor das Objektiv geschraubt werden. Die Farbwiedergabe verschiebt sich jedoch vielfach bei stärkeren Filtern, da die Infrarotstrahlung im Verhältnis nicht stark genug gefiltert wird. Außerdem wird der optische Sucher abgedunkelt und der Arbeitsfluss verlangsamt sich.

Als Alternative auf Seiten der Blitztechnik bietet sich die Kurzzeitsynchronisation an. Diese ist auch unter den Namen High Speed Sync – HSS oder FP High Speed Sync bekannt und ermöglicht es dem Fotografen, Belichtungszeiten zu nutzen, die kürzer sind als die eigentliche Blitzsynchronzeit der Kamera.

links: Blitzbelichtung bei 1/4000 Sekunde mit Kurzzeitsynchronisation – rechts: Abschattung durch den Verschlussvorhang bei 1/320 Sekunde ohne Kurzzeitsynchronisation

links: Blitzbelichtung bei 1/4000 Sekunde mit Kurzzeitsynchronisation – rechts: Abschattung durch den Verschlussvorhang bei 1/320 Sekunde ohne Kurzzeitsynchronisation

Erreicht wird dies beim Einsatz in Aufsteckblitzen für gewöhnlich dadurch, dass der Blitz kurzzeitig mehrmals hintereinander auslöst, um die gesamte Blitzdauer so zu verlängern. Auf diese Weise findet während des gesamten Bewegungsvorgangs der beiden Verschlussvorhänge eine Belichtung durch den Blitz statt. Nachteilig wirkt sich dabei jedoch aus, dass durch die längere Abbrenndauer die mit dem Blitz üblicherweise erreichbare maximale Helligkeit deutlich unterschritten wird. Die Nutzung der Kurzzeitsynchronisation kann somit den Einsatz mehrerer Aufsteckblitze für eine Lichtquelle erforderlich machen.

Durch Funkstrecken, die den herstellerabhängigen HSS-Modus und die Blitzbelichtungsmessung der Kamera unterstützen, können die Aufsteckblitze komfortabel entfesselt ausgelöst und alle Parameter der einzelnen Blitze direkt an der Kamera beziehungsweise der Steuereinheit der Funkstrecke eingestellt werden. Für Kameras der Marken Canon und Nikon werden solche beispielsweise von den Herstellern PocketWizard und Yongnuo angeboten, Phottix bietet sie darüber hinaus auch für Kameras von Sony an.

Abb.2: Die Steuereinheit der HSS- und Super Sync-fähigen Funkstrecke YN622 von Yongnuo. Blitze können in Gruppen unterteilt und die Leistung und Zoomfunktion kompatibler Geräte geregelt werden. Auch die TTL-Automatikfunktionen des jeweiligen Kamerasystems werden unterstützt.

Die Steuereinheit der HSS- und Super Sync-fähigen Funkstrecke YN622 von Yongnuo. Blitze können in Gruppen unterteilt und die Leistung und Zoomfunktion kompatibler Geräte geregelt werden. Auch die TTL-Automatikfunktionen des jeweiligen Kamerasystems werden unterstützt.

Bei Studioblitzgeräten, die typischerweise nicht die HSS-Funktionen eines bestimmten Kameraherstellers direkt unterstützen, bietet sich die Super Sync-Technik zur Realisierung der Kurzzeitsynchronisation an. Das Problem der fehlenden Leistung beim Einsatz von Aufsteckblitzen kann so durch die deutlich stärkeren Blitzköpfe ausgeglichen werden.

Um die Nutzung von Super Sync zu ermöglichen, werden sehr langsam abbrennende Blitze eingesetzt, die so im Idealfall das Bild während des gesamten Belichtungsvorgangs ohne deutliche Abschattungen belichten können. Vielfach handelt es sich dabei auch um vergleichsweise preisgünstige Studioblitze.

Die Auslösung der Blitze erfolgt, wie auch beim entfesselten Blitzen mit Aufsteckblitzen, über HSS-fähige Funkstrecken, die beispielsweise per PC-Sync-Kabel an den Studioblitz angeschlossen werden. Diese Funkstrecken erlauben somit auch die Kombination von Studio- und Aufsteckblitzen für die Nutzung der Kurzzeitsynchronisation. Zu beachten ist, dass kompatible Funkstrecken aktuell nicht für alle Kamerasysteme verfügbar sind.

Abb.3: Aufsteckblitz und Studioblitz werden durch die Funkstrecke YN622 von Yongnuo per Kurzzeitsynchronisation ausgelöst.

Aufsteckblitz und Studioblitz werden durch die Funkstrecke YN622 von Yongnuo per Kurzzeitsynchronisation ausgelöst.

Da die Funktionsfähigkeit von Super Sync nicht in allen Kamera- und Blitzkombinationen sichergestellt ist und es besonders mit schnellen Blitzköpfen nicht funktioniert, ist es nötig, die eigene Technik gründlich zu testen, um nicht im Einsatz mit Fehlfunktionen konfrontiert zu werden. Weitere Hinweise auf die Kompatibilität können außerdem die Hersteller- oder Händlerseiten der jeweiligen Blitzgeräte oder Testberichte von Fotografen liefern.

Für den Fall, dass im Super Sync-Betrieb Abschattungen sichtbar werden, kann im Menü einiger Funkstrecken eine Zeitverzögerung konfiguriert werden, um für den verwendeten Blitz den optimalen Zeitpunkt der Auslösung zu wählen. Zu beachten ist, dass Kombinationen verschiedener Kameras, Blitze und Auslöser jeweils einzeln getestet und gegebenenfalls neu konfiguriert werden müssen. Nur so kann sichergestellt werden, dass bei der Wahl kürzerer Belichtungszeiten keine unerwünschten Effekte auftreten. Außerdem kann so Einfluss auf die mit dem Blitz erreichbare Helligkeit im Super Sync-Modus genommen und diese möglicherweise optimiert werden.

Bei einigen Blitzgeräten kann es Einschränkungen im Super Sync-Betrieb geben und dieser nur in bestimmten Leistungsstufen wie gewünscht funktionieren, da die Abbrenndauer des Blitzes in den verschiedenen Leistungsstufen variiert. Außerdem ist zu beachten, dass die für den Einsatz von Super Sync notwendigen Blitzköpfe aufgrund ihrer langsamen Abbrenndauer nicht dazu geeignet sein können, sehr schnelle Bewegungen nur mit Hilfe des Blitzlichtes einzufrieren.

Wird ein Studioblitz mit schneller Abbrenndauer benötigt, der dennoch Kurzzeitsynchronisation unterstützt, bieten beispielsweise die Hersteller Profoto und Priolite entsprechende Geräte an, wobei Profoto die TTL- und HSS-Funktionen von Canon und Nikon direkt unterstützt und Priolite HSS-Kompatibilität mit Canon, Nikon, Pentax und Sony bietet. Diese integrierten Lösungen liegen jedoch oftmals preislich deutlich über den mit Super Sync möglichen Kombinationen.

Welche der oben genannten Techniklösungen für die eigenen Einsatzgebiete von Vorteil oder möglicherweise auch zwingend erforderlich ist, muss im Einzelfall überprüft und besonders beim Einsatz von Super Sync genau getestet werden. In jedem Fall gibt die Unterstützung für Kurzzeitsynchronisation in der Blitztechnik dem Fotografen besonders entfesselt und im Außeneinsatz neue Werkzeuge und Freiheiten an die Hand, um flexibel und kreativ auf wechselnde Anforderungen zu reagieren.

Als Ergänzung gibt dieses Videotutorial von Alexander Heinrichs einen Überblick über das Thema Super Sync: www.youtube.com/watch?v=5etXOr-HGkA

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